Der Erfinder von Charlie Brown & Snoopy
Kurz nach Erscheinen seines letzten Comicstrips starb Charles Schulz am 12. Februar 2000. Er war 77 Jahre alt. Viele Schriftsteller und Kommentatoren haben zu erklären versucht, was die Peanuts für die Welt bedeuteten. Der Zeichner selbst hat das in seiner Autobiographie Charlie Brown, Snoopy and Me erläutert. Einige seiner Gedanken wurden hier zusammengefasst.[ 本帖最后由 澄澈 于 2008-8-28 18:28 编辑 ] Es war in der ersten Woche im Kindergarten. Unsere Betreuerin teilte Papier und Stifte aus und ließ uns malen, wozu wir gerade Lust hatten. Wir wohnten damals im Norden der USA, in St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota. Starke Schneefälle waren dort nichts Ungewöhnliches, und so zeichnete ich einen Mann beim Schneeschaufeln. Nun hatte meine Mutter kurz zuvor einen Brief von Verwandten erhalten, die nach Kalifornien umgezogen waren. Sie mussten die südliche Landschaft dort sehr plastisch geschildert haben, denn ich ergänzte meine winterliche Szenerie mit einer Palme.
Die Betreuerin betrachtete mein Bild und meinte: „Charles, aus dir wird noch mal ein Künstler.“
In der Grundschule zeichnete ich fast pausenlos. Meistens versuchte ich meine Vorbilder zu kopieren. Aber auch die Walt-Disney-Figuren und Popeye hatten es mir angetan. Wenn ich Popeye oder Mickymaus auf meine Hefte kritzelte, sahen mir die anderen Kinder zu und baten: „Kannst du mir auch Popeye auf mein Heft malen?“ Also habe ich Popeye auf ihre Hefte gezeichnet.
[ 本帖最后由 澄澈 于 2008-8-28 18:22 编辑 ] Ich kann mich noch gut an den Sonntag erinnern, an dem meine Eltern mit mir die öffentliche Bibliothek von St. Paul besuchten. Der Besuch sollte für meine Zukunft von großer Bedeutung sein. In der Bibliothek waren eine Menge Originalzeichnungen ausgestellt. Ich staunte, wie kunstvoll die Zeichnungen angefertigt waren, und sah mir genau ihre Größe und Ausführung an. Wieder zu Hause, zerriss ich alle meine Arbeiten und begann ganz von vorn.
Eines Abends zeigte mir meine Mutter eine Annonce: „Zeichnest du gern? Dann verlange unseren kostenlosen Talenttest.“ Das Inserat war von einer Fernschule in Minneapolis aufgegeben worden. Ich beschloss, an dem Test teilzunehmen, weil die Schule sich auf Cartoonzeichnen spezialisiert hatte. Der Kurs kostete 170 Dollar, und ich war meinem Vater immer dankbar, dass er so viel Schulgeld bezahlte, obwohl er dafür bestimmt Schulden machen musste. Ich bin oft gefragt worden, wo ich meine Ideen für Peanuts hernahm. Einige sind von meinen Kindern, als sie noch ganz klein waren. Meine jüngere Tochter Jill erklärte einmal mit kindlichem Ernst: „Wenn man beim Beten die Hände nach unten faltet, bekommt man das Gegenteil von dem, was man sich gewünscht hat.“ Diese Feststellung verwendete ich in einer der Folgen.
Meine ältere Tochter Amy war einmal beim Abendessen so laut, dass ich sagte: „Amy, kannst du nicht eine Weile still sein?“ Sie hielt den Mund und bestrich eine Scheibe Brot mit Butter. Dann sah sie mich an und fragte: „Streiche ich dir zu laut?“ Viele Ideen beruhen auf Ereignissen aus meiner Kindheit. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich mit meinen Freunden nach der Schule Baseball spielte und einmal ein wichtiges Spiel verlor. Diese Enttäuschung blieb mir jahrelang in Erinnerung, sodass sie bestimmt der Anlass für Charlie Browns ewige Pechsträhne war. Ich hatte erfahren, was es bedeutet, beim Sport zu versagen. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, dass ich einmal stundenlang vor einem Kino Schlange stand, weil man angekündigt hatte, die ersten 500 Kinder, die zur Samstagsvorstellung kamen, erhielten eine Tüte Bonbons. Als ich endlich an die Reihe kam, waren die Bonbons alle. Ich muss wohl das 501. Kind in der Reihe gewesen sein. Genauso ging es Jahre später Charlie Brown. Einige meiner besten Ideen entsprangen aus melancholischen Stimmungen. Als junger Rekrut lernte ich, was es heißt, einsam zu sein. Viel davon übertrug ich auf Charlie Brown. Seltsamerweise sind angenehme und vergnügliche Dinge nie komisch. Aus glücklichen Momenten können sich keine witzigen Ideen entwickeln.
Ich war oft erstaunt, wie viele Leute mir schrieben und fragten, warum ich keine lustigen Geschichten schreibe. „Warum ist eigentlich Charlie Brown immer der Verlierer, warum trifft er nie den Ball?“
Ganz einfach: Wer beispielsweise beim Fußball ins Tor trifft, ist nicht witzig. Dramatik und Komik resultieren meist aus Pech und Niederlagen – und der erstaunlichen menschlichen Fähigkeit, mit den Widrigkeiten des Daseins fertig zu werden. Es ist doch faszinierend, dass wir trotz all den unerfreulichen Dingen das Leben seit Millionen Jahren meistern. Meiner Ansicht nach steckt in jedem von uns etwas von Charlie Brown. Er ist immer der derjenige, der seinen Freunden Unglück bringt. Er ist immer derjenige, der leidet -aber leidet nicht jeder von uns von Zeit zu Zeit? Ich möchte, dass alle Fans mit Charlie Brown mitfühlen können. Denn jeder hat irgendwann irgendwo irgendetwas verloren. Selbst an seinen schlimmsten Tagen triumphiert Charlie Brown über alle Missgeschicke. Unermüdlich versucht er, seinen Drachen steigen zu lassen oder ein Baseballspiel zu gewinnen. Und er weiß so gut wie wir, wie schnell sich alles zum Guten wenden kann. Ich habe Kinder nie als mein Publikum betrachtet. Meine echten Fans sind Erwachsene, denn sie wissen meist noch, was sie als Kind empfunden haben, und verstehen die Peanuts weitaus besser als Jugendliche. Natürlich verblassen unsere Kindheitserinnerungen mit zunehmendem Alter. Das ist eine Art Vorsichtsmaßnahme der Natur. Als Kinder mussten wir Dinge tun, die wir nicht tun wollten oder die uns lächerlich machten. Als Erwachsene umgehen wir solche Fallen. Wir alle sollten etwas zum Wohl der Welt beitragen. Komische Bildgeschichten zu erzählen kann so ein Beitrag sein, vorausgesetzt, der Autor nimmt sich nicht zu wichtig. Unsere Welt ist kein besonders sicherer Ort, und wir brauchen die Hilfe des anderen. Niemand weiß, wie und wie lange er lebt. Doch trotz widriger Umstände lachen zu können ist eine Gabe, die der Menschheit das Überleben erleichtert hat. Zeichnen ist manchmal harte Arbeit, aber man kann andere damit zum Lachen bringen. Wie Charlie Browns Schwester Sally einmal sagte: „Es ist jedenfalls besser, als im Regen zu stehen.“
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